Sind magnetische Halteelemente noch aktuell?
Ilona Hamann ist unsere Medizinprodukteberaterin. Sie ist gelernte Zahntechnikerin und berät seit über 20 Jahren Kunden und Interessenten, sowohl am Telefon als auch auf Messen und Kongressen. Damit ist sie ausgewiesene Expertin zum Thema Magnetattachments.
Sind Magnete zur Verankerung von Totalprothesen noch aktuell?
Ja, die sind immer noch aktuell. Wann sie sinnvoll sind, ist aber vom Fall abhängig. Wenn es sich um betagte Menschen handelt, die u. U. motorisch eingeschränkt oder sehr alt sind und nicht mehr so viel Kraft haben, dann sind die Titanmagnetics eine optimale Lösung.
Was ist der Unterschied zwischen den konischen und sphärischen Magneten?
Die sphärischen Magnete, die sogenannte X- oder Z-Line, gehen im Prinzip immer. Sie haben eine leicht gewölbte Oberfläche und die Prothese kann sich selber fixieren. Sie entkoppelt sich aber auch von selber, wenn sie überlastet ist. Hier kann man daher mit sehr kurzen Implantaten arbeiten. Es muss keine Einschubrichtung beachtet werden.
Die konischen Magnete (K-Line) haben den Vorteil, dass sie eine Führung haben und somit ähnlich wie Konuskronen funktionieren, allerdings ohne Friktion. Die Prothese kann nicht abklappen und nicht verrutschen.
Welche Magnete man einsetzt hängt also davon ab, wie viele Implantate gesetzt wurden, wie lang die Implantate sind und in welchem Winkel sie zueinanderstehen.
Wie unterscheiden sich Titanmagnetics von den sehr beliebten Locator-Abutments?
Ich denke, es gibt für beide Attachments eine Daseinsberechtigung.
Der Locator hat am Anfang sehr viel mehr Abzugskraft. Das kann aber von Nachteil für betagte Patienten sein, da sie die Prothese nur schwer heraus, bzw. schlecht wieder in den Mund bekommen. Die Folge kann sein, dass die Prothese nicht korrekt sitzt und der Patient die Patrizen beim „Einbeißen“ der Prothese zerkaut. Sitzt die Prothese nicht richtig, können die Patrizen zerstört werden, wodurch sich Essensreste ansammeln können. Die Prothese ist dann nicht mit den Abutments kraftschlüssig gekoppelt und hat so keinen Halt mehr. Folge ist, dass die Patrizen ständig ausgetauscht werden müssen.
Das kann bei Magneten nicht passieren. Auch da kann sich sicher mal Belag oder Zahnstein ansammeln, was dann gesäubert werden muss. Im Großen und Ganzen sind sie aber sehr haltbar und wartungsarm. Die Prothese sollte regelmäßig geprüft und ggf. unterfüttert werden, aber ansonsten muss nichts ausgetauscht werden.
Ist ein Umbau von Locator zu Magneten möglich?
Das ist kein Problem. Man kann den Locator ausdrehen, den Titanmagnetics-Aufbau mit 20 Ncm eindrehen und entsprechend den Prothesenmagneten in die Prothese einpolymerisieren. Das ist jederzeit möglich und kein Problem. Mit der kleinen Silikon-Positionsmanschette kann das sogar direkt in der Zahnarztpraxis in einer Sitzung Chairside erfolgen.
Muss die Prothese mit einem Modellguss verstärkt werden?
Wenn die Prothese schon vorhanden ist, geht es natürlich auch ohne Modellguss. Hier muss man sich nur im Klaren sein, dass die Möglichkeit einer Fraktur besteht.
Bei einer Neuanfertigung empfehlen wir auf jeden Fall den Einbau einer Bruchsicherung. Diese muss nicht sehr aufwändig sein, es geht nur darum, dass der Prothesenmagnet gefasst ist und die Prothese etwas stabiler wird. Mit einer schmalen Modellgussbasis im Oberkiefer kann der Zahntechniker die Prothese übrigens gaumenfrei gestalten.
Haben die magnetischen Strahlungen Auswirkung auf andere Geräte, z.B. Hörgeräte?
Das Magnetfeld ist ziemlich klein und nach ca. 1 cm kaum noch nachweisbar. Ein Hörgerät oder Herzschrittmacher wird davon also nicht beeinflusst. Das einzige was man nicht machen sollte, ist die Scheckkarte zwischen die Zähne nehmen
Kann ein Patient mit Magnetaufbauten geröntgt werden? Darf er ins CT, bzw. MRT?
Röntgen, CT oder auch DVT sind kein Problem. Vor einem MRT sollten die Magneten allerdings ausgeschraubt werden. Der Patient wird zwar keinen Schaden nehmen, aber der Magnet ist danach sehr wahrscheinlich unbrauchbar. Die Magnetkraft kann danach umgedreht, geschwächt oder komplett weg sein. Und der finanzielle Schaden ist dann je nach Menge der Implantate nicht unerheblich.